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Im Fach Deutsch stehen die Auseinandersetzung mit Literatur, die Beschäftigung mit der eigenen Muttersprache, der Erwerb wissenschaftspropädeutischer Arbeits-, Schreib- und Vorgehensweisen bei der Textanalyse sowie die Auseinandersetzung mit Medien und allen Formen der Kommunikation im Mittelpunkt.
Die Auseinandersetzung mit Literatur entspricht dem ganzheitlichen Bildungsverständnis unserer Schule in besonderer Weise, da gut erzählte Geschichten Menschen berühren, Gefühle wecken und dazu beitragen, sich selbst, andere Menschen, die eigene und andere Kulturen und Traditionen tiefer zu verstehen. Im Spiegel der Literatur können SchülerInnen sich das eigene Lebensgefühl bewusst machen. Im empathischen inneren Mitvollzug der gelesenen Erfahrungen eröffnet sich ihnen – oft zwischen den Zeilen – , welche eigenen Sehnsüchte und Fragen sich in den verschiedenen Schicksalen und Geschicken vorgestellter Figuren wiederfinden lassen, die sie für sich selbst erhoffen. Literatur ermöglicht es, sich in fremde Seelenwelten einzufühlen und sich nicht vorschnell mit Grenzen und Ungerechtigkeiten abzufinden. Insofern ist die Beschäftigung mit Literatur das „schärfst mögliche Instrument der Selbstaufklärung des Menschen“ (Karl-Josef Kuschel).
Dichter und Schriftsteller aller Epochen laden zu offenem und eigenständigem Denken ein, ihre Sprache hat klischeesprengende Kraft, da sie vorsichtig sind, wenn es um Wesentliches und Existenzielles geht; sie geben Erfahrungen eine Sprache und wahren doch ihr Geheimnis und bewahren so vor vorschnellen Deutungen und Interpretationen von Menschen. Sie lassen Ambivalenzen von Erfahrungen stehen, heben Beunruhigung nicht vorschnell auf und laden zum Selber-Denken ein. Sie entbanalisieren Alltagssprache.
„Literatur und Kunst sind auf ihre Weise von besonderer Bedeutung: Denn sie bemühen sich um das Verständnis des eigentümlichen Wesens des Menschen, seiner Probleme und Erfahrung bei dem Versuch, sich selbst und die Welt zu erkennen und zu vollenden; sie gehen darauf aus, die Situation des Menschen in Geschichte und Universum zu erhellen, sein Elend, seine Freude, seine Not und seine Kraft zu schildern und ein besseres Los des Menschen vorausahnen zu lassen.“ (→ Gaudium et Spes 62).
Die Fragen nach der Existenz des Menschen und nach den Bedingungen für eine gelingende Identitätsentwicklung, Verantwortungsbereitschaft und ein glückendes Leben bestimmen die Themenverknüpfungen der Unterrichtssequenzen in der Oberstufe, finden sich aber auch grundlegend in den Unterrichtsvorhaben der Unter- und Mittelstufe.
Die Beschäftigung mit der Muttersprache und der Erwerb wissenschaftspropädeutischer Arbeits und Vorgehensweisen dienen der differenzierten und sachkundigen Auseinandersetzung mit Literatur, aber auch mit Sach- und Gebrauchstexten und machen Deutsch zu einem Grundlagenfach auch für alle anderen Fächer. Sprache befähigt zu selbstbestimmtem und verantwortungsbewusstem Handeln und zur Gestaltung menschlicher, gesellschaftlicher, philosophischer und ästhetischer Wirkungszusammenhänge als einem wesentlichen Teil der kulturellen Überlieferung. Sie ist die Voraussetzung für Kommunikation und Kultur; sie ist Grundlage dafür, das Leben im Kontext einer gelingenden Identitätsentwicklung zu gestalten, sich als Teil einer Gesellschaft zu begreifen, Urteilsvermögen auszubilden und Werthaltungen aufzubauen.
Die Verpflichtung auf die Perspektive des christlichen Menschenbildes und der daraus abgeleiteten Wertmaßstäbe, Haltungs- und Handlungsprämissen – wie sie in der Präambel skizziert werden- bestimmt in besonderer Weise die Ausrichtung des Faches Deutsch am Suitbertus-Gymnasium.
Der Deutschunterricht verfolgt auf dem Hintergrund dieser grundsätzlichen Bestimmung die Zielsetzung, durch die intensive Beschäftigung mit Sprache und Literatur kommunikative Kompetenz, kulturelle und ästhetische Bildung sowie eine gestalterische Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern. Auf Grund der intensiven Beschäftigung mit der deutschen Sprache und der Auseinandersetzung mit wertbezogenen Fragen von Individuum, Gesellschaft und Welt im Blick auf Sach- und Gebrauchstexte, der Welt der Medien und der Literatur bestimmt das Fach Deutsch die Persönlichkeitsbildung wesentlich mit, fördert vernetztes, kategoriales Denken und erfüllt vielfältige fächerübergreifende und integrative Funktionen. Neben der Sprachkompetenz sind Haltungen wie Selbstreflexion, Aufgeschlossenheit für Literatur, kulturelle Identität, Verständnis und Verantwortungsbereitschaft für Mensch und Welt Leitziele des Faches. Die Beschäftigung mit der Muttersprache gehört zu den vornehmsten Aufgaben der Schule.
Dieser Bedeutung des Faches als einem Grundlagenfach, das bestimmend auch für alle anderen Fächer ist, wird zunächst dadurch Rechnung getragen, dass Deutsch in der fünften Jahrgangsstufe des Suitbertus-Gymnasiums fünfstündig erteilt wird. Grundgedanke dabei ist, mit Hilfe einer zusätzlichen Stunde die unterschiedlichen Voraussetzungen, mit denen die SchülerInnen aus den Grundschulen auf das Gymnasium wechseln, aus- und anzugleichen. Dabei soll die zusätzliche fünfte Stunde maßgeblich zur Verbesserung der Rechtschreibung sowie zur Angleichung der grammatischen Grundkenntnisse genutzt werden. Dennoch findet sich nach dem ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 5 in manchen Fällen noch ein zusätzlicher Förderbedarf, der sich aus Schwierigkeiten im (recht-) sprachlichen Bereich oder im Blick auf den Umgang mit Texten ergibt. Durch die Einrichtung spezieller Förderkurse in den Jahrgangsstufen 5 und 6 soll dem Rechnung getragen und durch ein auf individuelle Probleme abgestimmtes Konzept Abhilfe geschaffen werden.
Wie in den Vorgaben für das Fach Deutsch (Kernlehrplan für den verkürzten Bildungsgang des Gymnasiums- Sekundarstufe I (G8) NRW, 2007) ausgewiesen, werden die SchülerInnen in Unter-und Mittelstufe in den Kompetenzen Sprechen und Zuhören, Schreiben, Lesen- Umgang mit Texten und Reflexion über Sprache geschult und gefördert.
Dabei stehen im Blick auf das Sprachvermögen der SchülerInnen ihre Verstehens-, Ausdrucks- und Verständigungsähigkeit im Zentrum des Unterrichts, um auf diese Weise den Übergang in die gymnasiale Oberstufe vorzubereiten.
Die am Ende der Sekundarstufe I angestrebten Kompetenzen werden in der Einleitung zu den Kernrichtlinien folgendermaßen zusammengefasst: „Die Schülerinnen und Schüler sollen am Ende der Sekundarstufe in der Lage sein, ihre Sprache mündlich und schriftlich bewusst und differenziert zu gebrauchen. Sie sollen sach-, situations- und adressatengerecht sprechen und schreiben und die Wirkung der Sprache einschätzen können. Sie sollen über unterschiedliche Schreibformen verfügen, deren Funktion kennen und mit ihrer Hilfe ihre Argumentations- und Analysefähigkeiten entwickeln. Es ist aber ebenso wichtig, Schreibformen kennen zu lernen, die die kreativen Anlagen entwickeln.“
In ihrer Konzeption sind die Kernrichtlinien neben der grundsätzlichen Kompetenzorientierung von dem Prinzip des kumulativen Lernens bestimmt, was in der Unterrichtsplanung und -gestaltung eine gezielte Vernetzung verlangt, die sich darin zeigt, dass einzelne Schwerpunkte des Deutschunterrichts in den aufeinanderfolgenden Jahrgangsstufen immer wieder aufgegriffen werden und dabei eine stetig zunehmende Differenzierung hinsichtlich der einzelnen Kompetenzen stattfindet. Die mündlichen und schriftlichen Leistungsüberprüfungen dienen dazu, diesen Kompetenzfortschritt zu überprüfen, aber auch Strategien zur Förderung der einzelnen Lerngruppen und ihrer SchülerInnen zu entwickeln. Kumulatives Lernen bedeutet somit eine kontinuierliche Entwicklung, Erweiterung und Ausdifferenzierung begrifflicher Abstraktionsfähigkeit, fachbegrifflicher Sicherheit und kommunikativer Sprachkompetenz, im Rahmen der Auseinandersetzung mit Literatur eine zunehmende Differenzierung der analytischen und produktiven Fertigkeiten im Schreibprozess.
Die Umsetzung des Kernlehrplans Deutsch in das schulinterne Curriculum des Erzbischöflichen Suitbertus- Gymnasiums ist zum einen Ausdruck dieser umfassenden Zielsetzung, aber auch Programm insofern, als sie die für uns bedeutsame Auseinandersetzung mit Literatur im Deutschunterricht
aufzeigt. Neben der Vermittlung eines Zugangs zur Welt der Sach- und Gebrauchstexte und der wichtigen (auch kritischen) Auseinandersetzung mit Medien und den durch sie vermittelten Inhalten und Kommunikationsmöglichkeiten geht es in besonderer Weise darum, eine ästhetische Sensibilisierung zu fördern und eine Sprachschulung hinsichtlich der Festigung und Vertiefung analytischen Arbeitens zu betreiben. Die Entwicklung eines Gespürs für die Feinheiten der Muttersprache soll nicht nur rezeptiv, sondern zunehmend auch produktiv gelingen. Grundkonsens dabei ist, dass die Fachgruppe Deutsch einen Ansatz vertritt, der das Sprachbewahrende im Sinne einer differenzierenden Kommunikation auffasst.
Zu diesem Ansatz gehört ebenso, dass sprachnormgerechtes Schreiben für eine adäquate intersubjektive Kommunikation innerhalb einer Schriftsprachgemeinschaft vermittelt wird. Dabei werden die Neuregelungen der Rechtschreibung (Fassung Februar 2006) zugrunde gelegt, um auch die Konventionalität und den Sprachwandel in historischer und sozio-kultureller Bedingtheit zu thematisieren. Die Reflexion über Sprache ist Teil eines jeden Unterrichtsvorhabens; dabei werden die Strukturen, Regeln und Besonderheiten der Sprache in den Blick genommen und - vor allem in der Oberstufe - auf einer Metaebene, im Kontext der Thematik des Verhältnisses von Sprache, Denken und Wirklichkeit, reflektiert.
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